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Bodman 2001

Erste Schritte ...

... in Richtung Digitalbetrieb in der Baugröße N unternahmen einige Freunde anläßlich des ersten FREMO - Treffens des Jahres in Bodman am Bodensee.


Zentral angeordnet: Der Basteltisch. Rechts und hinten das N - Arrangement.

Vorbereitung ist alles

Bereits Mitte des letzten Jahres war der Wusch nach digitalem Fahrbetrieb bei einigen N - Bahnern immer lauter geworden. Es bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen um Digitalsysteme auch in unserer kleinen Baugröße zu testen.
Unsere Gruppe sah die größten Chancen im bereits bewährten FREMO - DCC - System. Die Sommermonate wurden genutzt, um das geeignete Equipment auszuwählen und zu beschaffen: Booster der Firma Lenz waren uns von verschiedenen Seiten empfohlen worden. Als Zentrale sollten die Intellibox von Uhlenbrock und die Frankenzentrale von Rainer Keil zum Einsatz kommen. Ausreichend kleine Decoder waren zu dieser Zeit nur von der Firma Lenz (LE077xf) und Kühn (N020) zu bekommen.

Zum FREMO - Herbsttreffen 2000 in Hammelburg hatte uns Jens Beckmann schon seine 215er von Roco mitgebracht, die im Schattenbahnhof Schwende ihre ersten Testfahrten absolvierte.
Mitte November trafen sich dann Jens Beckmann, Hans v. Hausen, Dirk Jahnke, Klaus Rilling und ich uns in den Räumen des MEC Herrenberg, um gemeinsam die ersten Fahrzeuge mit Decodern auszurüsten und auf dem freundlicherweise zur Verfügung gestellten Arrangement festzufahren. Nach einem sehr arbeitsamen Wochenende hatten wir schon einen ganz beachtlichen Fahrzeugbestand zusammen:

Die Getriebe und Steuerungen der Fleischmann BR 65 und 86 erwiesen sich als derart schwergängig, daß ein Digitalbetrieb völlig unmöglich erschien.

Erstaunlich war, das selbst die Roco - Fahrzeuge nach dem Decodereinbau zu anständigen Fahreigenschaften kamen. Daß an den zwei Basteltagen auch reichlich gespielt wurde, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.

Der Feldversuch: Bodman 2001

Mit dem Ziel, einen kompletten Fahrplan mit FREMO-DCC zu fahren, wurde am Mittwoch abend in Bodman ein Arrangement aus den Betriebsstellen Neuenfels, Raiffeisenverladestelle, Sägewerk Maleis und Sbf Frankenthal aufgebaut.


Haltepunkt und Raiffeisenladegleis von Ralf Reinmuth

Doch vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich die Mühe gesetzt oder frei nach Murphy was schiefgehen kann, geht auch schief: So erwiesen sich die eigens für dieses Treffen angefertigten Modulbeine zweier Betriebstellen als zu kurz. Dazu kamen noch Probleme an einigen Modulübergängen.
Mit einigen Tricks gelang es uns dann aber doch, ein Arrangement aus Schotterwerk, Bf Neuenfels, Raiffeisenladestelle, Sägewerk und Sbf Frankenthal aufzubauen.
Der Aufbau des Digitalsystems (Intellibox, zwei Lenz-Booster LV101 und Loconet) hingegen lief völlig problemlos.
Hatten wir jedoch gedacht, nun könne es endlich losgehen, sollten wir jedoch bald eines Besseren belehrt werden: Zuerst fiel der ETA 180 mit Getriebeproblemen aus, dann starb auch noch der Decoder in meiner V60.
Doch so schell ließen wir uns von unserem selbstgesteckten Ziel nicht abbringen: Am Donnerstag wurden erstmal noch ein paar der gerade auf den Markt gekommenen Decoder LE010xf (klein und lastgeregelt) beschafft und dann ging es ans Reparieren und Umbauen weiterer Maschinen.


BR 86 nach dem Decodereinbau auf dem Klaustalviadukt

Als erstes wurde Klaus Rillings BR 86 flott gemacht. Hier schaffte der lastgeregelte Deocder, was bisher nur mit aufwendiger Regeltechnik oder teuren Umbauten gelungen war: Langsames Anfahren und Rangieren bei Schrittgeschwindigkeit. Danach wurde der V60 auch noch ein neuer Decoder spendiert. Auch ohne größere Änderung der Decoderparameter waren die Fahreigenschaften schon recht ordentlich. Jens Beckmann brachte den ETA 180 wieder zum Laufen (Etwas hakligeres als die Kardanwelle hätte Roco kaum in diesen Triebwagen einbauen können) und rüstete danach noch eine V36 mit einem ungeregelten Decoder vom Typ LE077 aus, womit die Lok auch sehr gute Fahreigenschaften zeigte.Nun konnten wir endlich das tun, wozu wir eigentlich nach Bodman gekommen waren: Betrieb machen.

Der erste Fahrplan klappte trotz (oder gerade wegen) der neuen Technik schon sehr gut. Sowohl Rangiermanöver als auch durchgehende Züge waren mit der Digitaltechnik viel einfacher zu bewerkstelligen als in vergleichbaren analogen Arrangements.


Endlich Betrieb! 215 und V60 beim Rangieren im Sbf Frankenthal

Als Gewöhnungsbedürftig erwies sich die absolute Richtungseinstellung: Vorwärts bei einer Digitallok heißt eben Führerstand 1 bzw. Rauchkammertür voraus, egal, wie herum sie auf dem Gleis steht. Auch die Möglichkeit, den Zug nach Ausstecken des Fahrreglers weiterlaufen zu lassen haben wir noch viel zu wenig genutzt. Hat man sich aber erstmal daran gewöhnt, macht es allen Spaß. Etwas ungewohnt auch die Situation als Fdl: Man hat eben nicht mehr die absolute Macht über den Fahrstrom und wenn ein Lokführer nicht aufpaßt, kann es gerade beim Rangieren schonmal zu einem Unfall kommen. So geschehen zwischen einer Rangiereinheit und einer P-Fahrt in Frankenthal. Auch sollten sich die Lokpersonale vor abstellen Ihrer Triebfahrzeuge davon überzeugen, daß diese auch wirklich stillstehen. Eine sich in Schleichfahrt aus dem Bf Neuenfels stehlende V100 trieb den dortigen Fdl schier zur Verzweiflung. (Vor allem, da ein wohlmeinender Zeitgenosse den zugehörigen FRED nach Frankenthal mitgenommen hatte)

Ein weiterer Schwerpunkt des Treffens sollte die Erstellung von Wagenkarten sein. Bewaffnet mit Carstens, Lupe, Laptop und Drucker machten sich Sherlock Beckmann und Dr. Maleis auf die manchmal recht knifflige Suche nach den Vorbildern zu unseren Fahrzeugen. Man muß sagen, die beiden haben wirklich ganze Arbeit geleistet: Am Ende hatten wir rund 50 Wagen mit Wagenkarten für den FREMO - Betrieb fertig. Und gemeinsam hat es doch viel mehr Spaß gemacht, als alleine im stillen Kämmerlein. Als elektroische Hilfsmittel kamen sowohl die Excel Dateien von Henk Overslot als auch von Jens Beckmann zum Einsatz. Beide Anwendungen haben klare Vorteile - vereinigt wären sie wahrscheinlich unschlagbar.


Sägewerk Maleis: links die provisorische Ladestraße, rechts Vt62.9 mit Personenzug am Bedarfsbahnsteig

Am Freitag konnten wir dann endlich der sehnlichst erwarteten FREMO - Betrieb mit Fahrplan und Wagenkarten aufnehmen. Verstärkung erhielten wir von etlichen FREMO - Mitgliedern, die auch eigene Digitalfahrzeuge dabeihatten. Besonders erfreulich auch das große Interesse an Spur N bei den Besuchern. Zum Glück ließ der Fahrplan immer ein wenig Zeit für einen Schnack am Rande der Strecke oder das Programmieren eines Schienenreinigungsfahrzeugs, dessen Besitzer dann den Putzdienst auf einigen Streckenabschnitten übernehmen musste. Ich glaube, die offene Atmosphäre hat allen sehr gut gefallen und jeder hat so die eine oder andere Idee mit nach Hause genommen.
Betrieblich besonders reizvoll waren die Übergaben mit Langholz ins Sägewerk und das Rangieren mit den Drehschemelwagen im Werksgelände. Da diese Betriebsstelle von Michael Maleis ständig mit neuen Details ausgestattet wird, werden wir in Zukunft sicher noch viel Spaß damit haben. Auch die Personenzüge verloren etwas von Ihrer Eintönigkeit: Zum einen konnten wir aus einem reichhaltigen Fahrzeugpark schöpfen, um immer wieder neue Kompositionen auf die Reise zu schicken, Zum anderen sorgten auch die eingeplanten Postwagenumläufe für etwas Abwechslung. Gerade das Beistellen dieser Wagen während des Haltes sorgte doch für ein wenig Rangiergeschäft.


"Wir fahren nicht mit Kohle - wir fahren mit Digital!" Decoder im Kohlekasten der 86

Zusammenfassend kann man sagen: N-digital funktioniert nicht nur, sondern befreit uns endlich von der Fessel abschaltbarer Gleisabschnitte. Vorbildwidrige Halte durchgehender Züge (zum Reglerwechsel) entfallen.
Für die entstandenen Probleme (defekter Decoder in der V60 und schlechte Signalübertragung bei der BR 86) gibt es Lösungen.
Trotzdem gibt es noch viel zu tun: Die Getriebe vieler Fahrzeuge könnten eine Überarbeitung gebrauchen und auch die Stromabnahme einiger Kandidaten sollte noch verbessert werden können.
Durch die Möglichkeit des freizügigen Fahrens gewinnt natürlich auch eine vorbildorientierte Sicherungstechnik (Flankenschutz und Signale) immer mehr an Bedeutung.

Bodman 2001 war ein voller Erfolg, der durch die gute Atmosphäre in der Halle und das perfekt funktionierende Catering noch abgerundet wurde. Dieter Eckstein und sein Team haben es geschafft, ein sehr schönes Treffen unter Beteiligung vieler Gruppen auf die Beine zu stellen. Wir alle würden uns freuen, nächstes Jahr wieder dabeisein zu dürfen.

Bericht: Frank Janson
Bilder: Jens Beckmann
27.05.2002